Mittwoch, 21. Dezember 2011

Reise nach San Jose, das Surfen und vieles mehr...

Nachdem ich nun schon viele Aufforderungen nach Updates bekommen habe, folgt hier nun endlich wieder ein neuer Blogeintrag.
Seit etwa 1,5 Monaten bin ich nun schon in Costa Rica und fühle mich unglaublich wohl. Seit etwa 6 Wochen in Garza habe ich mich hier richtig gut eingelebt und hab meine Familie richtig lieb. So langsam weiß ich auch schon einen Großteil der Namen.

Nur ein kleiner Teil...
meiner viel zu...

coolen Gastfamilie

Bevor ich nach Costa Rica kam, hatte ich Bedenken, in einem so kleinen Dorf könnte mir irgendwann langweilig werden. Nun wünschte ich, mir würde mal einen Tag langweilig werden und ich könnte mal wieder ausschlafen oder früh ins Bett gehn - man kann halt nicht alles haben:)
Letzte Woche wurde ich z.B. von meiner ältesten Gastschwester nach Belen, einer kleinen Stadt 20km vor Nicoya eingeladen um mit ihr und ihren Kindern (15 und 17 Jahre) zur Fiesta de Torros zu gehn. Und wenn ich mal abends zu Hause bin und mich schon auf mein Bett freue, kriege ich plötzlich eine Einladung zu einem Lagerfeuer am Strand oder in eine Bar nach Guiones :) um danach am Strand den Sternenhimmel zu bewundern:).

Reise nach San Jose
Vor 3 Wochen habe ich mit Christian (dem Volontär aus Österreich, der jetzt leider schon weg ist) meine 1. Reise in Costa Rica machen wollen. Wir wollten nach Monteverde, einem tropischen Nebelwald im Landesinneren fahren und dort eine Canopy-Tour machen. Nach 3 Tagen wollte ich dann nach Heredia, eine Stadt im Norden von San-Jose, um Jeffrey zu besuchen. Diesen Kontakt hatte mir Lena Binder, die vor 2 Jahren in Nicaragua und San Jose war, vermittelt. Jeffrey ist Student in Heredia und spielt sehr gerne Basketball und hat mir angeboten, ihn jederzeit besuchen zu können. Während ich nach Heredia gehen wollte, wollte Christian nach Carthago, eine Stadt süd-westlich von San-Jose, fahren, um seine Freundinn zu besuchen. Das war unser Plan - die Realität sah anders aus:
Mit dem Bus in San Jose angekommen, erfuhren wir, dass der letzte Bus nach Monteverde vor 15 Minuten abgefahren war. Also mussten wir eine Nacht in San Jose in einem Hostel übernachten. Nach der Bekanntschaft mit einem Taxifahrer, der uns als "Hijo de Puta, Gringo" ("Hurensohn Gringo") beschimpft hatte, nachdem wir uns beschwert hatten, weil er das Taximeter nicht anmachen wollte, da es angeblich kaputt sei und uns einen überhöhten Pauschalpreis abverlangt hatte, den wir nicht bezahlen wollten, kamen wir um 6 Uhr morgens an der Busstation wieder an. Dort mussten wir erfahren, dass diese Woche keine Busse mehr nach Monteverde fahren werden, da die Ölzulieferer streiken. Nach einem kurzen "das kann doch jetzt echt nicht alles wahr sein" entschieden wir uns, das Beste aus der Situation zu machen und San Jose zu besichtigen: Wir haben also beide großen Museen besucht, mehrere Kirchen und das Nationaltheater besichtigt. Am nächsten Tag sind wir nach Orosi gefahren, einem kleinen Bergdorf hinter Carthago, wo es auch einen wunderschönen Aussichtspunkt gibt. Christian blieb in Carthago und ich habe noch eine Nacht in San Jose verbracht, um am nächsten Morgen nach Heredia weiterzuziehen. Jeffrey hat mich an der Bushaltestelle abgeholt und dann nachmittags gleich noch zum Festessen im Restaurant mit seiner Familie anlässlich seines Bachelors mitgenommen. Mit ihm habe ich dann drei Tage in Heredia verbracht, er hat mir die Stadt gezeigt, die mit Abstand die schönste unter den großen Städten im Valle Central (Alajuela, San Jose, Carthago) ist, es gibt viele Studenten und es nicht ganz so kalt wie in San Jose und Carthago. Als Vorsitzender der Studentenvereinigung hat er mir dann auch noch ein T-Shirt mit der Aufschrift "UNA Costa Rica" (Universidad National) geschenkt und natürlich waren wir auch noch auf einem Freiplatz Basketball spielen. (Alle 3 eins gegen eins Spiele habe ich, wenn auch knapp, zum Glück gewonnen :)...).
So kamen Christian und ich nie an unserem Reiseziel an und fast nichts ist nach Plan gelaufen, trotzdem war es eine tolle Reise, vor allem weil ich jetzt schon fast alle "Sights" im Valle Central gesehen hab.

Museo nacional
vor dem Museo Nacional


Museo del Banco Nacional



Blick über San Jose vom Museo Nac.

da wohn ich!!!





Aufstieg zum Mirador in Orosi

















Basilica Carthago

Basketball in Heredia:)





















Basilica in Carthago

Mirador Orosi


Parque Central, San Jose










Heredia, Parque Central
mit Jeffrey in der Universidad

Heredia, Parque Central















Mirador Orosi












Gringo
Oben bereits erwähnt, wird es nun Zeit, dieses leider sehr abwertende Wort zu erklären. Als Gringos werden in Costa Rica fast alle Weißen bezeichnet, obwohl Gringo nur auf Bürger aus den USA abzielt. Ihnen gegenüber haben die Costa Ricaner nämlich eine ziemliche abwertende Haltung. Man sagt, die Amerikaner wollen die Welt regieren und verhalten sich arrogant, wobei man sagen muss, dass manche amerikanischen Touristen in bestimmten Touristenburgen hier in der Nähe sich durchaus unglücklich verhalten.
Das Wort Gringo stammt aber nicht aus Costa Rica. Angeblich haben es die Russen im Krieg zu den Amerikanern gesagt, die wegen der Kälte grüne Mäntel trugen. Zu diesen sagten sie: "Green Go!!!". Daraus wurde mit der Zeit "Gringo" und ist hier leider sehr verbreitet. Deshalb spreche ich z.B. in Busen auch am liebsten Spanisch, auch wenn ich nur mit Deutschen unterwegs bin, damit die Leute sehen, ich bin weder Amerikaner noch Tourist.

Das hilft jedoch auch nicht, wenn man durch ein ärmeres Viertel läuft und alle einen mit einem bößen Blick anschauen. So, oder noch schlimmer, muss es sich wohl anfühlen, wenn man als "Minderheit" in einem Land verachtet oder einfach nur "blöd" angeschaut wird - es ist kein schönes Gefühl.


Reichtum und wie die Leute darüber denken
Ich habe beim Packen darauf geachtet, keine allzu guten Kleider mitzunehmen, damit ich für die Leute nicht als der reiche Europäer gelte. Außerdem habe ich z.B. meiner Gastfamilie erzählt, dass ich auf meiner Reise darauf geachtet habe, mich nicht von Taxifahrern übers Ohr hauen zu lassen oder generell über Preise verhandelt habe. Ich hoffte, damit denken sie, dass für mich das Geld auch nicht vom Himmel fällt. Doch die Antwort der Leute ist fast immer die gleiche: "Ob ich denn ein Geizhals sei?". Denn die Leute denken, dass ich, wenn ich aus Europa komme, einfach reich bin. Wenn ich also nur schäbige Kleider anhabe, denken sie, ich würde keinen Wert auf Äußeres legen; wenn ich sage, ich will Geld sparen, denken sie ich bin ein Geizhals. Es reicht also nicht nur, sich nicht die besten Kleider anzuziehen (die Costa Ricaner laufen übrigens immer sehr gut gekleidet herum), sondern ich erzähle immer, dass auch ich vorher arbeiten und Ersparnisse opfern musste, um mir diesen Aufenthalt finanzieren zu können.


Tico, Mae und Tuanis
Diese 3 Wörter sind absolut typisch hier. Als Ticos/Ticas werden alle Costa Ricaner bezeichnet. Diesen Namen haben sie sich ursprünglich nicht selber gegeben denn er zielt darauf ab, dass Costa Ricaner eher klein sind und an alle Wörter gerne eine Verkleinerungsformel dranhängen. Statt "pequeno" (klein) sagt man eher "pequenito", statt "poco" (wenig") sagt man eher "pocito" und statt "chica" sagt man oft "chicita".
An dem nächsten Wort, "Mae", kommt man hier auch nicht vorbei. Leo übersetzt Mae mit "Alter" und das kommt ziemlich gut hin. So begrüßt man sich z.B. auch einfach mit "Que mae", also etwa "was steht an, Alter". Ansonsten kommt es wie im deutschen an jeden 2./3. Satzanfang.
Das letzte Wort, "Tuanis" übersetzt Leo mit "cool, spitze", was zwar passt, das Wort wird jedoch meistens auf die Begrüßung z.B. mit "pura vida" benutzt. Die typische Begrüßung kann also so aussehen:

"Que mae, pura vida?!" - "Tuanis mae!".


11 Jahre Cocina Dona Ana
Letzte Woche hat das Restaurant meiner Gastmami 11-jähriges Jubiläum gefeiert. Es gab richtig viel Betrieb, eine Liveband aus Nosara hat gespielt und ich habe als Kellner mitgearbeitet.
"que les puedo servir senores?"


Ferienprogramm
Dezember und Januar sind in Costa Rica Schulferien. Damit die Kids was zu tun haben, habe ich mir ein Ferienprogramm ausgedacht: 3 mal die Woche ein bisschen Englisch und dann Fußballspielen am Strand. Wobei ich im Englisch-Teil den Kindern vor allem das Sprechen beibringen möchte. Die Kinder lernen in der Schule nämlich nur Wörter oder Grammatik, aber kaum ein Kind kann sich nicht einmal auf Englisch vorstellen.
Ich bin also im Dorf herumgezogen um den Mamas Bescheid zu sagen und habe einen großen Zettel an das "Barco del Amor", einer ehemaligen Kneipe, die nun leer steht, immer offen ist und wo das Ferienprogramm stattfindet, gehängt. Beim ersten Mal kamen 6 Kinder zum Englisch-Teil und später beim Kicken am Strand waren auf einmal mehr als 10 Kids da. Alle haben mir versprochen, beim nächsten Mal auch vorher zu Englisch zu kommen. Das nächste Mal waren jedoch nur 3 da. Deshalb habe ich mich entschieden, erst in der ersten Januarwoche anzufangen, da die meisten Kinder momentan vor Weihnachten mit ihrer Familie beschäftigt oder unterwegs sind. Seitdem fragen mich nun immer wieder Kinder im Dorf, wann der Englischkurs anfängt. Deshalb werde ich noch ein großes Schild vor den "Mini Super" (kleiner Tante Emma-Laden im Dorf) hängen. Ich bin gespannt, wie es dann nach Weihnachten und Neujahr läuft und werde natürlich berichten.


Weihnachten in Costa Rica
Wie bereits erwähnt, sind hier vor Weihnachten die Leute viel beschäftigt. Weihnachten ist hier nur ein Fest des Beisammenseins, die Besinnlichkeit kommt hier glaube ich etwas kürzer, denn an Weihnachten geht die Dorfjugend feiern. Es finden die ganze Zeit schon Diskussionen statt, wohin und in welche Disko man geht. So soll insgesamt die Woche zwischen Weihnachten und Neujahr die größte Partywoche überhaupt sein. Bevor es abends weggeht, bin ich mit meiner Familie bei Freunden zum Essen eingeladen; soweit ich verstanden habe, wird ein Schwein geschlachtet. Mein einziges Problem ist jedoch, dass ich auch schon in Esterones zu einem Weihnachtsessen eingeladen bin. Mal sehen, wie ich das alles unter einen Hut bekommen werde.


Surfen
Es wäre eine Sünde, wenn man einen der schönsten Strände Costa Ricas vor der Haustüre hat und nicht anfangen würde zu surfen. Auf der Suche nach einem Anfängerboard bin ich Basti zu den Surfshops gezogen und musste feststellen, dass es nach oben keine Grenze gibt und das billigste 200$ kostet - gebraucht natürlich. Schließlich habe ich erfahren, dass unsere Organisation ein Surfboard hat, jedoch ein Finn und die Leine fehlt. Eine Leine hat mir ein Junge aus dem Dorf geschenkt und den Finn, der neu zu kaufen 30$ (!!) kostet, habe ich umsonst von einem anderen Jungen aus dem Dorf, der ihn nicht mehr braucht, geschenkt bekommen. Das Surfboard ist zwar für Anfänger mit meiner Größer teoretisch viel zu klein, trotzdem funktioniert es schon richtig gut. Die anderen Surfjungs helfen einem ein bisschen und so integriert man sich super schnell und leicht bei ihnen - besser könnts nich' laufen:)

er ist einfach immer ein Photo wert, der Sonnenuntergang in Garza!


Ich wünsche allen in Deutschland FROHE WEIHNACHTEN. Vielen Dank, dass ihr meinen Blog lest, vielen Dank für die vielen Nachrichten. Und an die, mit denen ich immer noch nicht geskypt habe - machen wir bald!
Liebe Grüße, Philipp

Frohe Weihnachten, mal anders...:)